Workshop, Screening und Lesung am 09. & 10. Oktober in Wien
Hier folgen bald genaue Informationen zum Zeitplan und Ablauf unseres Workshops.
Hier folgen bald genaue Informationen zum Zeitplan und Ablauf unseres Workshops.
(Kein) Mann sein – trans- & queere Männlichkeiten in Zeiten der Faschisierung
(Not) To be a man – trans & queer masculinities in times of fascization
„Wir sollten uns jetzt nicht skandalisieren und in einen Abwehrkampf hinein manövrieren lassen. Wer skandalisiert ist, bleibt reaktiv. Wir müssen dringend neue Visionen queeren Lebens für die Zukunft anbieten, die gesamtgesellschaftlich ankommen. Die Zeit des Protektionismus ist vorbei. Queere und trans Rechte werden nur nach vorne verteidigt.“
(buendnis.selbstbestimmung auf Instagram, 26.2.25)
Dass wir uns als gender- und queertheoretisch arbeitende Medienwissenschaftler_innen mit Fragen von Männlichkeit beschäftigen müssen, um unsere politische Gegenwart zu verstehen, ist keine Überraschung. Offenkundigstes Beispiel sind autoritäre Ausformungen von Männlichkeit, die aktuell geradezu virulent sind. Im Aufstieg (proto-)faschistischer Akteure spielt Männlichkeit, ihre Mediatisierung und Performance eine entscheidende Rolle. Unter diesen Vorzeichen sind (mediatisierten) Auftritts- und Erscheinungsformen von Männlichkeit untrennbar verschränkt mit antifeministischen, queer-, inter- und transfeindlichen sowie rassistischen Ressentiments. Von Donald Trump über Javier Millei bis zu Maximilian Krah sind radikal maskulinistische Talking Points aus den digitalfaschistischen Blasen der Manosphere in den politischen Mainstream übergegangen – (transfeindliche) Geschlechterpolitiken, insbesondere die Frage, wer ein ‚echter‘ Mann und eine ‚richtige‘ Frau sei, sind ein entscheidender Schauplatz gegenwärtiger Kulturkämpfe. Der Ruf nach ‚starken Männern‘ hat erneut Konjunktur.
So relevant die Analyse reaktionärer und autoritärer Männlichkeit sind, sollen sie in diesem AG-Workshop jedoch gerade nicht das Zentrum der Aufmerksamkeit bilden – auch weil deren Performance gerade darauf abzielt. Unser AG-Workshop fokussiert stattdessen trans und queere Männlichkeiten, insofern sie andere, alternative Zugänge zu und Entwürfe von Männlichkeiten in die Welt bringen. Dabei geht es nicht nur um Gegenentwürfe und -strategien zu autoritärer oder hegemonialer (Cis-)Männlichkeit, sondern um das Potenzial von queer– und transness, die Kategorie Männlichkeit und ihre Verstrickung in Machtstrukturen zu verändern. Gerade in den aktuellen politischen Lagen erscheint uns eine Arbeit gegen die autoritären Ausformungen dieser Geschlechtlichkeit aus einer queer- und transfeministischen Perspektive wichtiger denn je. Wir wollen diskutieren, ob und auf welche Weise Männlichkeit in unserer politischen Gegenwart angeeignet werden kann, wann und inwiefern sie emanzipatives Potenzial entfaltet. Was bedeutet es Männlichkeit zu verraten? Wie wäre – in Verschränkung von abolitionistischer und trans Theorie – eine Abschaffung von (Cis-)Männlichkeit denkbar? Was bedeutet eine ‚alternative Männlichkeit‘ oder Alternativen zur Männlichkeit für wen? Was ermöglicht oder verschleiert die Rede von plurarisierter Männlichkeit, von Männlichkeiten? Jede dieser Fragen stellt sich mit Blick auf Situierung und Intersektionalität unterschiedlich – Männlichkeit in Frage zu stellen, kann je nach Positionierung sehr unterschiedliche (gewaltvolle) Folgen haben. Die Assoziation von Männlichkeit und (struktureller) Gewalt, um die dieser Workshop kreist, ist nicht losgelöst von z. B. Rassifizierung, Ableismus oder Klassismus zu denken – Gefährdung und die Zuschreibung von Gefährlichkeit sind ungleich verteilt.
Mit dem Workshop möchten wir nach Theoriebildungen für die Lebbarkeit, nach Theoriebildungen des Widerstands in Zeiten der Faschisierung suchen sowie nach den intersektionalen Verstrickungen verschiedener Männlichkeiten und ihren möglichen Allianzen. Inhaltliche Themenschwerpunkte sind dabei unter anderem Potenziale von historischen Figurationen alternativer Männlichkeiten, insbesondere weiblicher Männlichkeit, butch Männlichkeiten, (nicht-binärer) Transmännlichkeit, das Verhältnis von Intergeschlechtlichkeit und Männlichkeit, zwischen Männlichkeit und Mann-Sein sowie feministisch-abolitionistische Ansätze, welche eine Abschaffung von (hegemonialer) Männlichkeit theoretisieren. Darüber hinaus sind diese Fragestellungen innerhalb eines möglichst produktiven Spannungsverhältnisses zwischen Queer, Trans und Inter* sowie Gender Studies situiert. Wir erhoffen uns aus diesen Fragestellungen eine Form des Handelns zu erarbeiten, die mehr als nur eine bloße Gegenreaktion auf faschistische Kräfte ist.
Am Donnerstag und Freitag, den 09. & 10. Oktober 2025 laden wir dafür alle Interessierten an das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien ein. In einem zweitägigen Workshop mit mehreren Themenblöcken werden wir die oben aufgeworfenen sowie weitere Fragen diskutieren. Der Workshop besteht aus einer Reihe kurzer Inputs (5-10 Minuten) in denen Beitragende eigene Thesen, Analysen oder Material vorstellen. Im Anschluss folgen ca. 30 Minuten gemeinsame Diskussion. Es besteht außerdem die Möglichkeit zuvor Texte zu zirkulieren, die zur (weiteren) Grundlage der Diskussion werden. Die Inputs können frei gestaltet werden – beispielsweise text- oder praxisorientiert sein. Einreichungen und Inputs auf englischer Sprache sind willkommen und möglich.
An beiden Tagen gibt es zudem ein Abendprogramm, in dem wir uns mit künstlerischen und aktivistischen Zugängen zum Thema befassen. Am Donnerstag, den 09. Oktober ist eine Lesung und ein Gespräch mit Evan Hugo Tepest geplant – Ort wird noch bekanntgegeben. Am Freitag, den 10. Oktober besuchen wir die Ausstellung von Ashley Hans Scheirl im Belvedere 21, wo wir im Anschluss auch den Film Female to What the Fuck (Katharina Lampert, Corduly Thym, A 2015) sichten und mit an der Produktion beteiligten Personen ins Gespräch kommen. Das Screening ist öffentlich, genauere Angaben folgen.
Alle, die sich für die Gestaltung eines Inputs interessieren (insbesondere Mitglieder der AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft), bitten wir bis zum 13.07.2025 eine E-Mail mit einer groben inhaltlichen Skizze (max. 1200 Zeichen) einzureichen (sprecher_innen@genderqueermedien.org). Alle, die sich für eine Teilnahme interessieren, bitten wir sich mit einer kurzen formlosen E-Mail anzumelden.
Insbesondere für AG-Mitglieder ohne institutionelle Anbindung oder die Möglichkeit der Reisekostenerstattung, bieten wir nach Möglichkeit finanzielle Unterstützung für die Teilnahme. Bitte nehmt zeitnah Kontakt mit uns auf, solltet ihr dieses Angebot nutzen wollen.
Der Workshop wird unterstützt von Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaft der Universität Wien sowie durch das International Research Center Gender and Performativity (ICGP) der mdw – Universität für Musik und Darstellende Künste Wien.
Unten übersenden wir eine Reihe von Literaturvorschlägen, die für uns in der Vorbereitung von Relevanz waren, wir freuen uns auf eure Ideen und die gemeinsame Diskussion!
Das Organisations-Team
Andrea Braidt, Maja Figge, Sarah Horn, Philipp Hohmann, Laura Katharina Mücke, Yvonne Sandell, Stefan Schweigler, Jul Tirler, Francis Wagner
Texte:
• Kadji Amin, „We Are All Nonbinary: A Brief History of Accidents“, Representations (2022) 158 (1): 106–119. https://doi.org/10.1525/rep.2022.158.11.106
• Marquis Bey, Cistem Failure, Duke University Press, 2022
• „All My Friends Are Trans (or Will Be Soon)“, TSQ (2023) 10 (3-4): 208–211. https://doi.org/10.1215/23289252-10900732
• Jack Halberstam, Female Masculinity, Duke University Press, 1998,
• Emma Heany (Hg.), Feminism Against Cisness, Duke University Press 2024
• Justus Heitzelmann, Xenia Müller, Klaus Theweleit, „Autoritäre Männlichkeiten“, 19 Feb 2025, ICI Berlin, https://www.ici-berlin.org/events/autoritaere-maennlichkeit-en/
• Selma Kay Matter, Muskeln aus Plastik, Hanser, 2024
• Kim Posster, Männlichkeit verraten! Über das Elend der ‚Kritischen Männlichkeit‘ und eine Alternative zum heutigen Profeminismus, Neofelis 2023
• Evan Tepest, „Boys, die mehr sind als Männer“, Missy Magazine, https://missy-magazine.de/blog/2024/11/11/boys-die-mehr-sind-als-maenner/
• -, „Von Fahrradlesbe zu Typ am Steuer, Missy Magazine, https://missy-magazine.de/blog/2024/09/09/von-fahrradlesbe-zu-typ-am-steuer/
• McKenzie Wark, Reverse Cowgirl, Semiotexte, 2020
Filme/Künstlerische Arbeiten:
• C-TV (Wenn ich Dir sage, ich habe Dich gern…), Eva Egermann/Cordula Thym, AT 2020, 30 min.
• Desire Lines, Jules Rosskam, US 2024, 81 Min.
• Female to what the fuck, Cordula Thym, Katharina Lampert, AT 2015, 92 min, https://www.sixpackfilm.com/de/catalogue/2281/
Passing (a beginning), Nick Prokesch, AT 2016, 19 min.
• MYKE. Hacking the Manosphere, onlinetheater.live, 2024, https://www.onlinetheater.live/project/myke
• The Growing Edge, Ian Kaler, AT/D 2024, 17min, https://sixpackfilm.com/de/catalogue/2989/
Die AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft schließt sich einem Netzwerk von Geschlechterforscher*innen an, das zur Verteidigung der Wissenschaft in Forschung und Lehre im aktuellen Wahlkampf aufruft. Das Statement, auf dem auch unsere Stellungnahme beruht, wurde über die Fachgesellschaft Geschlechterstudien erstveröffentlicht und findet sich hier.
Wir beobachten derzeit eine Zuspitzung langjähriger Angriffe auf unser Arbeits- und Forschungsfeld. Diese verstoßen gegen die in Artikel 5 Abs. 3 des Grundgesetzes verankerte Wissenschaftsfreiheit, eine grundlegende Säule der bundesdeutschen Verfassung. Am 18. Januar 2025 kündigte Alice Weidel auf dem Parteitag der AfD an, dass eine Regierung unter ihrer Führung alle Einrichtungen der Gender Studies schließen würde. „Wir schmeißen alle diese Professoren raus“, so Weidel. Wir nehmen diesen angekündigten Verfassungsbruch zum Anlass, uns zur politischen und gesellschaftlichen Lage zu äußern. Institutionen und Akteur*innen aus Wissenschaft und Gesellschaft rufen wir auf, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen und sich mit uns sowie anderen bedrohten Wissenschaftler*innen solidarisch zu zeigen. Wir erachten den Angriff auf die Gender Studies als einen Präzedenzfall, der sich auch auf andere wissenschaftliche Disziplinen und Arbeitsfelder ausweitet und der als ein Angriff auf die Grundlagen unseres demokratischen Zusammenlebens verstanden werden muss.
Anfeindungen gegen die Gender Studies sind nichts Neues. Weidels Äußerung ist das (eskalative und konkrete) Ergebnis einer langjährigen Entwicklung (siehe z.B. die RResolution gegen Antigenderismus der Gesellschaft für Medienwissenschaft 2019). Diese wissenschaftsfeindliche Delegitimierung unserer Forschung erfolgt nicht isoliert, sondern geht Hand in Hand mit Diffamierungen von anderen kritischen Wissenschaftsfeldern, etwa den postkolonialen Studien oder der kritischen Migrationsforschung, mit denen wir uns hier ausdrücklich solidarisieren. Weiter fortgeschritten sind Bemühungen zur Unterdrückung von Gender-Forschung bereits in anderen europäischen Ländern wie Ungarn, und sie drohen auch in Österreich. Der Horizont, auf den solche Angriffe zulaufen, zeichnet sich aktuell auch in dem Verbot von Begriffen, insbesondere mit Bezug auf LGBTIQ, im Wissenschaftsbetrieb und in medizinischer Forschung in den USA ab. Der laufende Wahlkampf in Deutschland, in dem polemische und menschenrechtsverletzende Positionen mittlerweile miteinander konkurrieren, ist als Symptom einer autoritären Wende zu betrachten, die nicht losgelöst von einem internationalen populistischen „Kulturkampf“ zu verstehen ist. Kritische Formen der Wissensproduktion, wie sie u. a. die Gender Studies entwickeln, werden dabei als Ideologie verunglimpft, weil sie eben tun, was ihre Aufgabe ist: Kritik üben. Sie befragen die Grundlagen der Begriffe und Konzepte, die in dieser Dynamik mobilisiert werden. Diese Kritik hat in den letzten Jahrzehnten entscheidend daran mitgewirkt, dass diskriminierende Ausschlüsse und Gewaltverhältnisse – z.B. gegenüber Frauen, BIPoC, LGBTIQ, Menschen mit Behinderung – als solche benannt und problematisiert wurden. Als kritische Wissenschaftler*innen ist es unsere Arbeit, die Grundlagen und gewaltvollen Effekte patriarchaler und ethno-nationalistischer Forderungen, wie sie aktuell im Aufwind sind, als das zu benennen, was sie sind: misogyn, rassistisch, ableistisch, trans- und queerfeindlich. Wer sich demgegenüber auf Neutralität beruft und fordert, Wissenschaft solle an dieser Stelle ‚unpolitisch‘ sein, fordert eine unkritische Wissenschaft, die sich in ihrer Nicht-Positionierung implizit für die Fortsetzung struktureller Gewalt und Diskriminierung einsetzt. Auch das ist und wirkt politisch.
Die Angriffe auf Gender Studies sind im aktuellen Wahlkampf nicht der einzige Grund für Besorgnis und Kritik aus der Perspektive kritischer, engagierter Wissenschaft, denn sie stehen im Zusammenhang mit weiteren problematischen Forderungen: Die aktuell diskutierten verfassungsfeindlichen Migrationspolitiken, die Einschränkung geschlechtlicher Selbstbestimmung sowie medizinischer Grundversorgung für TIN (trans, inter, nicht-binäre) Personen und die generelle Infragestellung und Rücknahme von Diskriminierungs- und Minderheitenschutz stellen Grundsätze des gesellschaftlichen Zusammenlebens, der Teilhabe und der Menschenrechte in Frage. Sie gehen damit weit über die juristische Institution der Wissenschaftsfreiheit hinaus. Diese ist es jedoch, die es uns erlaubt, solche Entwicklungen und Vorhaben zu analysieren und problematisieren.
Wissenschaftsfreiheit bedeutet nicht die fundamentale Trennung von Wissensproduktion und Politik, denn jedes Sprechen und Schreiben ist situiert, sondern den Einsatz für unabhängige, kritische Perspektiven und die Ermöglichung von Zugängen zur Wissenschaft.
Wir verurteilen die Angriffe auf Teilhabe von Minderheiten und Antidiskriminierungs- und Selbstbestimmungsrechte im aktuellen Wahlkampf und die Bedrohung der Wissenschaft – gegenüber einzelnen Forschenden wie auch ganzen Disziplinen. Wir rufen, gerade mit Blick auf die drohende (weitere) Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit und ansteigende Wissenschaftsfeindlichkeit dazu auf, nicht allein gegen den Verlust eines imperfekten Status quo, sondern für eine emanzipative Ausweitung dieser Freiheit zu arbeiten – denn Wissenschaftsfreiheit galt nie für alle gleichermaßen – und sich klar gegen die geschilderten Angriffe und Entwicklungen zu positionieren.
Das Nachdenken über die Funktion und Bedeutung von Medien in der Herstellung und Wahrnehmung von Geschlecht und Sexualität ist grundlegend für die Herausbildung von Medientheorie und (selbst)kritischer Wissenschaft. Das Verständnis von Gender folgt einem intersektionalen Ansatz, der Diskurse und Dynamiken der Vergeschlechtlichung in Bezug auf Differenzkategorien wie zum Beispiel Rassifizierung, Ableismus, Ageismus, Klassismus, Antisemitismus und/oder Cis/Hetero/Homonormativität denkt. Die fortgesetzte Auseinandersetzung mit den Bedingungen und Möglichkeiten des Lebens in sozialen, kulturellen, politischen, medialen und (medien‑)technischen Gefügen gilt es zu fördern, denn sie ist sowohl für die Fachdisziplin Medienwissenschaft als auch interdisziplinär und nicht zuletzt gesellschaftlich von großer Bedeutung.
Um laufende Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Gender/Queer Media Studies zu fördern, hat die AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft der Gesellschaft für Medienwissenschaft den „Best Publication Award Gender/Queer & Medien“ ins Leben gerufen, der 2010 erstmals verliehen wurde. Er ist mit 1000 € dotiert. Wir wünschen uns Arbeiten, die das Spannungsfeld von Gender/Queer und Medienwissenschaft befragen. Zu den inhaltlichen Kriterien der Auszeichnung zählen ein innovativer und selbstreflexiver Forschungsansatz sowie ein klarer theoretisch-konzeptueller Umgang mit der behandelten Thematik, dem analysierten Material und dem Medium.
Wir möchten insbesondere Wissenschaftler_innen auf frühen Karrierestufen einladen, Texte (max. Länge 80.000 Zeichen) einzureichen. Neben Artikeln in Sammelbänden und Zeitschriften können auch Essays und andere Textformen eingereicht und vorgeschlagen werden. Kollektiv bzw. kollaborativ verfasste Texte oder Interviews sind ebenso erwünscht wie Beiträge einzelner Autor_innen. Ausgeschlossen sind Monografien (auch Teile daraus), Qualifikationsschriften, ganze Sammelbände und einzelne Zeitschriftenausgaben. Texte können in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden, wenn sie zwischen dem 01.01.24 bis zum 01.07.25 publiziert wurden. In Druck befindliche oder vor Januar 2024 publizierte Texte ebenso wie wiederholte Einreichungen im Folgejahr können nicht berücksichtigt werden. Pro Autor_in bitten wir nur eine Publikation einzureichen. Bei mehrfacher Autor_innenschaft gilt jede_r Autor_in als Einreicher_in.
Der Text wird von der Jury der AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft ausgewählt und der Preis im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft vom 16. bis 19. September 2025 in Paderborn verliehen. Die Jury setzt sich zusammen aus: Marion Biet, Marie Malina, Hannah Schmedes, Francis Wagner und Leonie Zilch.
Einsendeschluss: 31. Juli 2025
Den Text bitte (als pdf mit Angabe der Zeichenzahl inkl. Leerzeichen) an folgende Adresse senden:
award-gender-medien@gfmedienwissenschaft.de
Rückfragen bitte ebenfalls an diese Adresse.
Informationen zur AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft: http://www.genderqueermedien.org/
Medienwissenschaftliche Gender-Forschung ist nicht nur die Beschäftigung mit einem spezifischen Gegenstand. Das Nachdenken über die Funktion und Bedeutung von Medien in der Herstellung und Wahrnehmung von Geschlecht ist grundlegend für die Herausbildung von Medientheorie und (selbst)kritischer Wissenschaft. Das Verständnis von Gender folgt einem intersektionalen Ansatz, der Diskurse und Dynamiken der Vergeschlechtlichung in Bezug auf Differenzkategorien wie zum Beispiel Rassifizierung, Ableismus, Ageismus, Klassismus, Antisemitismus und/oder Cis/Hetero/Homonormativität denkt. Die fortgesetzte Auseinandersetzung mit den Bedingungen und Möglichkeiten des Lebens in sozialen, kulturellen, politischen, medialen und (medien‑)technischen Gefügen gilt es zu fördern, denn sie ist sowohl für die Fachdisziplin Medienwissenschaft als auch interdisziplinär und nicht zuletzt gesellschaftlich von großer Bedeutung.
Um laufende Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Gender Media Studies zu fördern, hat die AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft der Gesellschaft für Medienwissenschaft den „Best Publication Award Gender & Medien“ ins Leben gerufen, der 2010 erstmals verliehen wurde. Er ist mit 1000 € dotiert. Zu den inhaltlichen Kriterien der Auszeichnung zählen die Reflexion der eigenen Position im Feld von Gender und Medien, ein innovativer Forschungsansatz sowie ein klarer theoretisch-konzeptueller Umgang mit der behandelten Thematik und dem analysierten Material.
Wir möchten insbesondere Wissenschaftler_innen auf frühen Karrierestufen einladen, Texte einzureichen. Neben Artikeln in Sammelbänden und Zeitschriften können auch Essays und andere Textformen eingereicht und vorgeschlagen werden. Kollektiv bzw. kollaborativ verfasste Texte oder Interviews sind ebenso erwünscht wie Beiträge einzelner Autor_innen. Ausgeschlossen sind Monografien (auch Teile daraus), Qualifikationsschriften, ganze Sammelbände und einzelne Zeitschriftenausgaben. Texte können in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden, wenn sie zwischen dem 01.01.23 bis zum 01.07.24 publiziert wurden. In Druck befindliche oder vor Januar 2023 publizierte Texte ebenso wie wiederholte Einreichungen im Folgejahr können nicht berücksichtigt werden. Pro Autor_in bitten wir nur eine Publikation einzureichen. Bei mehrfacher Autor_innenschaft gilt jede_r Autor_in als Einreicher_in.
Der Text wird von der Jury der AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft ausgewählt und der Preis im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft Ende September 2024 in Mainz verliehen. Die Jury setzt sich zusammen aus: Philipp Hohmann, Vera Mader, Stefan Schweigler, Mary Shnayien und Leonie Zilch.
Einsendeschluss: 31. Juli 2024
Den Text bitte (als pdf) an folgende Adresse senden:
award-gender-medien@gfmedienwissenschaft.de
Rückfragen bitte ebenfalls an diese Adresse.
Medienwissenschaftliche Gender-Forschung ist nicht nur die Beschäftigung mit einem spezifischen Gegenstand. Das Nachdenken über die Funktion und Bedeutung von Medien in der Herstellung und Wahrnehmung von Geschlecht ist grundlegend für die Herausbildung von Medientheorie und (selbst)kritischer Wissenschaft.
Für herausragende Arbeiten in dem Bereich der Gender Media Studies lobt die AG Gender / Queer Studies und Medienwissenschaft auch 2023 den Best Publication Award Gender & Medien aus. Das Verständnis von Gender folgt dabei einem intersektionalen Ansatz, der Diskurse und Dynamiken der Vergeschlechtlichung in Beziehung zu Rassifizierung, Ableismus, Klassismus, Antisemitismus und/oder Heteronormativität fasst.
Der Preis ist mit 1.000 EUR dotiert und wird im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft vom 27.-30. September 2023 in Bonn verliehen. Die Jury bilden in diesem Jahr Noam Gramlich, Lisa Karst, Vera Mader, Dulguun Shirchinbal und Leonie Zilch.
Details zur Einreichungen im Call – hier als PDF zum Download und zur Weiterleitung:
Organisation: Dr. Jasmin Degeling, Graduiertenkolleg Medienanthropologie
Bauhaus-Universität Weimar, 28./29.4.2023
In einigen Feldern der Kultur- und Sozialwissenschaften, in der Politikwissenschaft, Soziologie, Rassismus- und Migrationsforschung, Philosophie bzw. Rechtsphilosophie, Rechtswissenschaft, Kriminologie, den Infrastructure sowie Gender und Queer Studies, ist in den letzten Jahren dezidiert interdisziplinär eine Problematisierung und Repolitisierung von Sicherheit angestrengt worden, die zur Bildung neuer Forschungsfelder wie etwa der ,zivilen Sicherheit’ und der ,sorgenden Sicherheit’ beigetragen hat. Ihr Interesse gilt der Infragestellung oder Dekonstruktion des tradierten Dualismus von Sicherheit/Freiheit, der die politische Frage nach Sicherheit historisch einem Staatsbias (Folkers und Langenohl 2020) unterworfen und sie auf Staatsgewalt verkürzt sowie in Beziehung zu wohlfahrtsstaatlichen Infrastrukturen liberaler Staatlichkeit und ihren Immunopolitiken (Laufenberg 2014) gesetzt hat: So macht das liberal-demokratisch verfasste Paradigma Sicherheit zur Bedingung liberaler Freiheit, das dem Staat die politische Aufgabe der Sicherheit in der Form der Staatsgewalt überträgt (Neocleous 2000; 2008; Laufenberg und Thompson 2021). Effekt dieses liberalen Diskurses ist ein immunologischer Begriff von Sicherheitvor Etwas, vor einem (bedrohlichen) Außen, ein als Grenzschutz figurierter, negativer Sicherheitsbegriff (Loick 2018; 2021) also, der ebenso an einen negativen Freiheitsbegiff gekoppelt ist wie er immanent differentielle Figuren des Anderen hervortreibt samt ihrer Rassifizierungen, Vergeschlechtlichungen, ihrem Ausschluss armer, be_hinderter, homosexueller, queerer, non-binärer, und trans Leben (Loick und Thompson 2022).
Etymologisch abgeleitet vom lateinischen ,securitas’ heißt Sicherheit wörtlich ,ohne Sorge’ bzw. ,Freiheit von Sorge’. So ist in dieser Perspektive zuletzt darauf hingewiesen worden, dass einerseits der Staatsbias des modernen Sicherheitsparadigmas diese ältere Bedeutung der Relationalität von Sicherheit und Sorge vergessen gemacht hat. Andererseits ist Sorge kein Gegenbegriff zu gouvernementaler Versicherheitlichung, sondern vielmehr auf ambivalente Weise verstrickt in moderne Sicherheitsdispositive einschließlich der Sektoren der Reproduktions-, Sorge- und Fürsorgearbeit, der Vorsorge und Versicherung (Lorey 2012; Laufenberg 2020). Dennoch evoziert Sorge immer wieder und in ambivalenter Weise repolitisierte, transformative Sicherheitsbegriffe und -praktiken in Fortsetzung einer kritischen Neuperspektivierung feministischer Sorgepolitik, die nicht so sehr auf die Rekonfiguration gesellschaftlicher Sphären der Arbeit zielt, sondern vielmehr von einer ontologischen Relationalität menschlicher und nicht-menschlicher Sphären, ihrer fortwährenden Re/Konfiguration und Differentialität im Sinne geteilter und getrennter Sozialität ausgeht.
Vor diesem Hintergrund interessiert sich dieser Workshop gleichermaßen für eine Kritik tradierter Sicherheitsdiskurse wie für eine Emanzipation von diesen. Der spezifisch medienwissenschaftliche Einsatz der Neubefragung von Konzepten wie Praktiken von Sicherheit zielt darauf, Sicherheit als eine radikal relationale, differentielle Kategorie beschreibbar zu machen und so die Perspektive auf die konkreten Operationen, Medien und Praktiken der Modulation von Sicherheit zu richten.
Der Workshop schlägt methodisch zwei leitende Aspekte für eine medienwissenschaftliche Perspektivierung vor: Welche Begriffe, Praktiken, Beispiele können in kritischer, differentieller und anthropomedialer Perspektive auf Sicherheit entwickelt werden?
Differentialität: Sicherheit wird radikal relational und differentiell begriffen und als sozial-mediale Konfigurationen verständlich. In den Blick rücken also Prozesse relationaler Segregation, Differenzierung, Stratifizierung. Sicherheit wird etwa als Effekt von Medien, Operationen, Techniken, Infrastrukturen der Kontrolle, Einhegung, als Modulation und Übung von Nähe&Distanz, Beziehung&Trennung, Kopplung und Konfiguration beschreibbar. Dabei geht es nicht allein um die Analyse und Kritik der Geschichtlichkeit des modernen Sicherheitsparadigmas, dessen Immunopolitiken insbesondere aus rassismuskritischer, queerer, feministischer und trans Perspektive problematisiert werden, sondern gleichermaßen um konzeptionelle Arbeit an emanzipatorischen Perspektiven auf Sicherheit: Die differentielle Relationalität von Sicherheit wird zum Ausgangspunkt für eine transformative Perspektive auf geteilte (menschliche und mehr-als-menschliche) Existenzweisen.
Anthropomedialität: Die Entstehung moderner Staaten und liberaler Demokratien ist verbunden mit der Herausbildung eines modernen »Sicherheitspositivs« (Foucault 2006) und dessen bio-politischen Techniken der Sicherheit und Kontrolle, Wachstum und Unterhaltung, Anpassung und Regulation von Milieus menschlicher, nicht-menschlicher und medialer Akteur*innen. Biopolitik drängt dabei auf Regulation und Regierung, Zirkulation und Zugangsregelgung in Auseinandersetzung mit Zuständen von Unsicherheit, Entgrenzung, Überschreitung, Ansteckung, Kontaminierung, Streuung. So hängt mit Foucaults Analyse des modernen Sicherheitsdispositivs bekanntlich die Kritik der Produktion von Anthropologien und (beschränkten) Epistemen anthropologischen Wissens zusammen, die immer auch an Ordnungen, Medien, Techniken und Instrumente der Sicherheit und Kontrolle gebunden sind – beispielhaft etwa in der Bildung des Komplexes von Gefängnis, Polizei, Strafrecht.
Das Sicherheitsparadigma liberaler Staats- und Gesellschaftsformen hängt zudem mit einem eigentumslogischen, männlichen und weißen Phantasma des Subjekts zusammen, das die Hypostasen der Autonomie gleichzeitig verabsolutiert wie es auf operativer Ebene stetige Subjektivierungspraktiken einübt und das liberale Sicherheitsparadigma so individuiert.
In anthropomedialer Perspektive rückt damit die spezifische Geschichtlichkeit anthropomedialer Verschränkungen und Milieus samt ihrer situierten, individuierten Existenzweisen in den Blick. Methodisch wird die Institutierung (anthropozentrischer, eigentumslogischer, kolonial-kapitalistischer, heteronormativer) Figuren ,des Menschen’ in ihrer konstitutiven Relationalität mit medialen und technischen Operationen betrachtet. Es werden situierte Praktiken von Sorge, Sicherheit und Schutz in ihrer Kopplung mit beschränkten medialen und epistemischen Ordnungen der Un/Sichtbarkeit, Un/Sagbarkeit, Un/Hörbarkeit, Empfindung, Aufmerksamkeit, Intelligibilität beschreibbar.
Themen könnten sein und sind nicht reduziert auf:
• Ambivalenzen von Sorge und Un/Sicherheit, Paranoia und Reparativität
• (spekulative) Konzepte, Politiken und Praktiken von Un/Sicherheit und der safe/r spaces aus feministischer, queerer, abolitionistischer, raissismuskritischer und non-binärer/trans Perspektive inkl. Transformative Justice und Community Accountability-Konzepte
• Analyse und Kritik der Diskurse um Sicherheitsbegriffe von Infrastrukturen und technischen Systemen, Praktiken und Protokolle der Intersektionalität sozialer, ziviler, technischer und abolitionistischer Sicherheit digitaler Medienkulturen
• Medienpraktiken und -techniken der Relationalität, Differentialität und Modulation von Schutz und Sicherheit, Versicherung und Verunsicherung bspw. in Bezug auf die Medialität von Un/Sichtbarkeit, Un/Sagbarkeit, Un/Hörbarkeit, Opazität und Identifizierbarkeit, Gegen/Dokumentation, Anerkennung und Verwerfung, Empfindung, Aufmerksamkeit, Intelligibilität
Der Workshop bietet ein Forum für wissenschaftlichen Austausch und soll insbesondere offenen Forschungsprozessen und Fragestellungen Raum bieten. Wir wünschen uns daher Beiträge, die an einem Prozess kollektiver wissenschaftlicher Arbeit und kollegialem Feedback interessiert sind. Eingeladen sind Wissenschaftlerinnen aller Stadien und Statusgruppen, also Absolventinnen, Doktorandinnen, Postdoktorandinnen und fortgeschrittene Wissenschaftler*innen.
Im Rahmen des Workshops am 28. und 29.04.23 werden für jeden Beitrag zwei kurze Respondenzen von etwa 10min vorbereitet und alle Beiträge werden ausführlich diskutiert.
Vorschläge für Beiträge können bis zum 03.02.23 eingereicht werden und sollten Thema und zentrale Fragen umreißen (max. 1500 Zeichen). Die angenommen Beiträge (max. 30000 Zeichen) sollen bis zum 14.04. geschrieben und unter den Workshopteilnehmenden geteilt werden. Anmeldungen für Respondenzen können ebenfalls bis 03.02.23 formlos gemailt werden.
Der Workshop findet in Präsenz statt und wird durch einen Videokonferenzstream unterstützt werden.
Inhaltliche und organisatorische Rückfragen, Papereinreichungen und Anmeldungen für Respondenzen können gerne an Jasmin.Degeling@uni-weimar.de gemailt werden.
Anmeldung zur Teilnahme am Workshop selbst – online wie offline – bitte an Christiane.Lewe@uni-weimar.de
Reisekosten können übernommen werden. Eine Publikation ist angedacht.
Wichtige Ressourcen:
Folkers, Andreas, und Andreas Langenohl. 2020. „Editorial: Was ist sorgende Sicherheit?“ https://doi.org/10.6094/BEHEMOTH.2020.13.2.1043.
Foucault, Michel. 2006. Sicherheit, Territorium, Bevölkerung: Vorlesung am Collège de France, 1977 – 1978. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Laufenberg, Mike. 2014. Sexualität und Biomacht: vom Sicherheitsdispositiv zur Politik der Sorge. Gender Studies. Bielefeld: transcript.
———. 2020. „RadicalCareund die Zukunft des WohlfahrtstaatsKonturen einer paradoxen Politik der Sorge“. BEHEMOTH A Journal on Civilisation 13 (2): 99–120.
Laufenberg, Mike, und Vanessa Eileen Thompson, Hrsg. 2021. Sicherheit: rassismuskritische und feministische Beiträge. 1. Auflage. Forum Frauen- und Geschlechterforschung, Band 49. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Loick, Daniel, Hrsg. 2018. Kritik der Polizei. Frankfurt ; New York: Campus Verlag.
———. 2021. „Ein Grundgefühl der Ordnung, das alle haben. Für einen queeren Begriff von Sicherheit“. In Sicherheit: rassismuskritische und feministische Beiträge, herausgegeben von Mike Laufenberg und Vanessa Eileen Thompson, 1. Auflage, 266–86. Forum Frauen- und Geschlechterforschung, Band 49. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Loick, Daniel, und Vanessa Eileen Thompson, Hrsg. 2022. Abolitionismus: ein Reader. Erste Auflage, Originalausgabe. suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2364. Berlin: Suhrkamp.
Lorey, Isabell. 2012. Die Regierung der Prekären. Wien Berlin: Turia + Kant.
Neocleous, Mark. 2000. The fabrication of social order: a critical theory of police power. Sterling, VA: Pluto Press.
———. 2008. Critique of Security. Montreal: MCGILL QUEENS UNIV PR.
Vernetzungsworkshop für die AG Gender/Queer Studies, AG Migration, Rassismus, Postkolonialität und das Forum Antirassismus Medienwissenschaft
https://gfmedienwissenschaft.de/ag-migration-rassismus-und-postkolonialitaet
https://forum-antirassismus-medienwissenschaft.de/
https://www.uni-weimar.de/de/medien/institute/grama/
Der Vorstand der Gesellschaft für Medienwissenschaft und die Arbeitsgruppe Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft reagieren mit diesem Statement auf die Umwidmung des Lehrstuhls für Geschlechtergeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena zum Lehrstuhl für Digital Humanities. Wir möchten uns gegen die Praxis aussprechen, zwei Forschungsschwerpunkte, die sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern voneinander profitieren können, derart gegeneinander auszuspielen und dabei zur Deinstitutionalisierung des Fachs Gender Studies beizutragen.
Eine Vielzahl wissenschaftlicher Fachgebiete setzen das Konzept Gender als Analysekategorie ein, um die Komplexität und Differenziertheit gesellschaftlichen Wandels erkennbar zu machen. Der Veränderbarkeit von Geschlecht und Geschlechterkonzepten historisch nachgehen zu können, ist hierbei eine Leistung der Geschlechtergeschichte: Sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass ein Wissen um die historischen Formen von Geschlecht, nicht-binäre Geschlechtsidentitäten und nichtheteronormative
Sexualitäten eingeschlossen, überhaupt entstehen konnte. Damit kommt die Geschlechtergeschichte einer wichtigen Aufgabe der Wissenschaft nach, in deren Zentrum die Produktion von vielfältigem und kritischem Wissen steht. Hierzu gehört das differenzierte Wissen um und von Geschlecht, welches gegenwärtig im Kontext der Anerkennung von inter*, nicht-binären und transgeschlechtlichen Identitäten eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion einnimmt. Die Geschlechtergeschichte und -forschung richtet sich gegen Ungleichheit, Diskriminierung und gewaltvolle Durchsetzung von Naturalisierungen, wie sie in den vergangenen Jahrzehnten u.a. medizinische Praxis war.
Mit der Entscheidung, den Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte umzuwidmen, wird es an der Universität Jena keine einzige Professur mit Gender-Nomination mehr geben. Das ist nicht zuletzt deshalb kaum nachvollziehbar, als der Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte an der Universität Jena in Forschung und Lehre ausgesprochen profiliert ist, was sich an der umfänglichen Drittmitteleinwerbung ablesen lässt. Wir halten die Umwidmung daher für eine kurzsichtige und wissenschaftspolitisch nicht tragbare Entscheidung, die überdies eine Anschlussfähigkeit an gegenwärtige antidemokratische Tendenzen aufweist. Nicht zuletzt entsteht der Eindruck einer Hochschulkultur, die sich gegen die Verstetigung kritischen Denkens wendet.
Wir fordern daher dazu auf, eine Lösung zu finden, in der die Etablierung des Lehrstuhls Digital Humanities nicht auf Kosten der Geschlechtergeschichte geschieht. Erforderlich ist somit eine Strategie, die dezidiert wissenschaftliche und wissenschaftspolitische Zwecke im Blick behält – denn auch das Desiderat verbesserter Forschungsbedingungen für die Digitalisierung im Kontext der Humanities wird sich als angewiesen auf die Erkenntnisse und kritische Perspektive der Gender Studies erweisen.
Der Vorstand der Gesellschaft für Medienwissenschaft
Die AG Gender/Queer der Gesellschaft für Medienwissenschaft
Auch 2022 lobt die AG Gender/Queer Studies und Medienwissenschaft den Best Publication Award Gender und Medien für herausragende Forschungsarbeiten im Bereich Gender Media Studies aus. Einreichungen für den mit 1.000 EUR dotierten Preis sind bis zum 31. Juli 2022 möglich. Prämiert werden innovative Beiträge zur Analyse von Bedingungen und Möglichkeiten des Lebens in sozialen, kulturellen, politischen und medialen Gefügen unter Berücksichtigung der Vergeschlechtlichung in Beziehung zu Rassifizierung, Ableismus, Klassismus, Antisemitismus und/oder Heteronormativität. Die Einladung zu Einreichung richtet sich dabei ausdrücklich an Autor*innen auf frühen Karrierestufen. Darüber hinaus freut sich die Jury – Natascha Frankenberg, Noam Gramlich, Sophie Holzberger, Stefan Schweigler, Mary Shnayien – über zahlreiche Vorschläge gerne auch von Texten anderer Personen. Die Verleihung des Preises findet auf der GfM-Jahrestagung vom 28. September bis 01. Oktober 2022 in Halle statt.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Prof. Dr. Nanna Heidenreich und der Gesellschaft für Medienwissenschaft, die den Preis in diesem Jahr finanzieren.
Detailliertere Informationen sowie die E-Mail-Adresse für Einreichungen und/oder Rückfragen finden sich im ausführlichen Call als PDF.
We condemn the extended Russian attacks on Ukraine and declare our solidarity with all those affected by the Russian invasion in Ukraine, with the people who have to fight for their lives, those partaking in civil resistance, taking their anger and fear to the streets in Cherson and elsewhere, with the Ukrainians in the diaspora as well as with people in Russia and Belarus who are also protesting against war despite political repression.
We call on Putin to end war and suffering, and on all governments to make every possible effort to prevent it from escalating further, to take responsibility, and grant protection and safety to those fleeing from war, military conflict, and political repression.
We call for a position beyond nationalism, imperialism, and militarization, for a new thinking of security, safety, differences, and global interdependence informed by mutual and solidaric practices of care. We demand politics that aim to end military and – as deeply entangled with it – structural violence based on ethnicity, race, gender, class, dis/ability, and sexual orientation.
We stand in solidarity with civil protests in Ukraine as well as in Russia, especially with feminist and queer resistance against the war, with all those who flee from Ukraine and face racist discrimination at the borders, with the trans women who cannot leave the country due to their legal status, with LGBTIQ* refugees for whom the arrival in a supposedly peaceful country does not guarantee safety. These threats are not new nor are they exceptional to the devastating war in Ukraine. All the more we want to stress these different and intersectional effects of violence. It is with great concern that we learn about the fear of people belonging to the LGBTIQ* community in Ukraine facing political persecution through the Russian military as well as possible assaults of radical right-wing forces opposing the military attacks.
We call to end racist refugee politics, which re/produce differentiations between „good“ and „bad“ refugees, between those who are „like us“ and those „others“ and thus reinforce the biopolitical basis of racism in Europe. Ukrainian refugees, who in media and politics are described as being ‚more similar‘ to ‚us‘, are instrumentalized to once again denounce those who have fled war, famine, and colonial violence and those detained in camps at the borders of the “Fortress Europe”. It is our responsibility to resist and call out these narratives as well as provide alternatives that do not exacerbate discrimination.
As scholars, we acknowledge the decision of German funding institutions such as DFG and DAAD to stop their cooperations with/in Russia as a means to condemn the military attacks. Nonetheless, we also worry about the students and researchers, our colleagues, who themselves are in danger for positioning themselves against the war, and we understand our expression of solidarity as a commitment to practical support for them, too. We would strongly appreciate financial and institutional cooperation in doing so.
As media scholars in particular, we will also have the responsibility to observe the events of war and those related to it and to analyze them based on our expertise. But for now, it is even more important to voice and offer support and solidarity.
Also, from the background of the very recent experience within our local institutions, we only want to add the hint to https://scienceforukraine.eu, since they seem to enable quite unbureaucratic help in giving examples for individual initiatives.
To learn more about Solidarity networks in the war against Ukraine, see https://zfmedienwissenschaft.de/online/blog/solidarische-netzwerke-im-krieg-gegen-ukraine
AG Gender/Queer Studies, März 2022