Intersektionale Bildungsarbeit – Maisha Maureen Auma lesen

Dank kritischer und engagierter Forschung wissen wir, dass sich Rassismus nicht zuletzt in Bildung und Erziehung niederschlägt. Rassismus wird in Institutionen des Bildungsbetriebs strukturell etabliert, praktisch wiederholt und gesellschaftlich gefestigt. Dies betrifft nicht nur Inhalte (z. B. „Kolonialamnesie“ in der Schule), sondern auch Methoden, historische Perspektiven und die (empowernde oder ausschließende) Kommunikation zwischen Bildungsakteur*innen. Immer noch entscheiden Bildungsinstitutionen ab frühester Kindheit und über verschiedene biographische Etappen hinweg wesentlich über den beruflichen Erfolg und soziale Anerkennung und weisen so gesellschaftliche Positionen und Un/Möglichkeiten der Teilhabe zu.

Maisha Auma forscht genau zu diesem Thema und erarbeitet Perspektiven zu Diversität in der Bildungsarbeit. Ihre Arbeit bietet daher wichtige Anknüpfungspunkte für inhaltliche, methodische und hochschuldidaktische Arbeit für Forschende und Lehrende, die wir euch hier zur Lektüre empfehlen möchten. Sie bieten wichtige Impulse für die Arbeit an und mit Medien der Kindheit und Jugend, für Institutionenkritik und für intersektionale Antidiskriminierungsarbeit an Hochschulen. Als an Bildungsinstitutionen tätige Lehrende können wir viel von ihren intersektionalen Perspektiven lernen.

Daher möchten wir anbei ein paar anregende Texte empfehlen – vielleicht auch im Hinblick auf das neu zu planende Semester, als Lektüre in Arbeitskreisen an euren Institutionen und als Empfehlung für Kolleg*innen, für die Lehrplanung und strukturelle Debatten, die ihr entlang dieser interdisziplinär sehr gut zugänglichen Texte an euren Hochschulen und Bildungsinstitutionen einbringen könnt.
Auftakt ist dieses lesenswerte Interview mit Maisha Auma im Tagesspiegel zu strukturellem Rassismus an deutschen Hochschulen – eine Diskussion zu institutionellem Rassismus, die wir auch im FAM führen: „Nur tagsüber sind Universitäten weiße Institutionen“: https://www.tagesspiegel.de/wissen/struktureller-rassismus-an-deutschen-hochschulen-nur-tagsueber-sind-universitaeten-weisse-institutionen/26730214.html
Der folgende Text eignet sich auch sehr gut für die Seminardiskussion. Er bietet einen niedrigschwelligen Einstieg in intersektionale Antidiskriminierungsarbeit anhand der Diskussion um die Streichung des Begriffs „Rasse“ in Artikel 3 des Grundgesetzes.
https://www.bpb.de/apuz/antirassismus-2020/316764/fuer-eine-intersektionale-antidiskriminierungspolitik
Das mit Susan Arndt, Grada Kilomba und Peggy Piesche herausgegebene Buch Mythen, Masken und Subjekte ist ein Klassiker der Critical Whiteness-Forschung und der postkolonialen Kritik:
https://www.unrast-verlag.de/ebooks/mythen-masken-und-subjekte-213-213-detail
Für den Bereich der Konzeptualisierung von Kultur und Kunst zwischen Antidiskriminierung, kultureller Bildung und Medien der Kindheit (Pippi Langstrumpf…) bietet der Beitrag „Kulturelle Bildung in pluralen Gesellschaften: Diversität von Anfang an! Diskriminierungskritik von Anfang an!“ wichtige Perspektivierungen.
https://www.kubi-online.de/artikel/kulturelle-bildung-pluralen-gesellschaften-diversitaet-anfang-diskriminierungskritik-anfang
Die Texte von Maisha Auma können in der Bildungspolitik, -arbeit und-praxis tätigen Menschen wichtige Impulse geben. Warum sie nicht in die eigene Institution/ an das eigene Institut tragen, um so direkt vor Ort strukturellen Rassismus zu thematisieren?

Als Medienwissenschaftler*innen interessieren uns Formate und Formationen wie Didaktiken für unsere Forschung und Lehre. Wir profitieren von diesen und weiteren Ressourcen, auf die wir für unsere Auseinandersetzung mit sich „potenzierenden Ausschließungsprozessen“ (Auma) zurückgreifen. Daher freuen wir uns auf weitere Texte von Maisha Auma in wissenschaftlichen und politischen Debatten und schätzen ihre intersektionalen Impulse als essentiell für aktuelle Debatten. Wir verurteilen daher die Angriffe der AfD auf Maisha Maureen Auma. Da sie sich auf ein unmittelbar vor dem Wissenschaftstag #4genderstudies veröffentlichtes Interview beziehen, handelt es sich auch um Angriffe auf die Gender Studies und insbesondere intersektional arbeitende Forschende und Lehrende. Daher erklären wir uns explizit mit der Perspektive und der Arbeit von Maisha Auma solidarisch und teilen sie hier. Wir schließen uns ihrem sich durch ihre Texte ziehenden Plädoyer für eine multiperspektivische, vielfältige und diskriminierungssensible intersektionale Bildungsarbeit an.

Euer FAM
(Forum Antirassismus Medienwissenschaft)